...liest gerade "Dunkle Zahlen" von Matthias Senkel

Eigentlich ein Poem einer russischen Literaturmaschine, übersetzt von Matthias Senkel - so will es die Fiktion. Das Inhaltsverzeichnis gibt bereits den Ton vor: unübersichtlich, anachronistisch und mit Einschüben versehen.

 

Das Poem dichtet von einer internationalen Spartakiade junger Programmierer 1985 in Moskau. Kurz vor Beginn verschwindet die kubanische Nationalmannschaft. Die Übersetzerin Mireya begibt sich auf die Suche und stürzt in ein Verwirrspiel.

Fortan führt die nichtlineare Erzählung den Leser durch ein Labyrinth aus verschiedenen Zeiten und Orten, Programmen und Welten, durch Texte, Piktogramme, Listen, Fußnoten, Versen, Abkürzungsverzeichnisse, Kreuzworträtsel und vielem mehr. Dabei liegt das Hauptaugenmerk stets auf der Geschichte der Digitalisierung im letzten Jahrhundert. Computerprogramme, KI, Algorithmen sowie Optimierung und Fortschritt sind die wesentlichen Bestandteile des Romans.

 

Es ist aber auch ein Spionageroman über den sowjetischen Geheimdienst und die russische Literatur, der mit viel Biss zeigt, wie fortgeschritten die Digitalisierung schon in Zeiten des Kalten Krieges war. Außerdem bringt er gnadenlos zutage, was unsere heutige Welt ausmacht: Die neue Lyrik sind Programme.

Ein beeindruckender Roman, der sich durch ein breites fachliches Wissen und unerhörtem Witz auszeichnet. Dennoch bleibt er höchst verwirrend und ist absolut keine leichte Kost!

 

 

Matthias Senkel: Dunkle Zahlen

Roman

Gebunden, 488 Seiten

Berlin: Verlag Matthes und Seitz 2018

 

Mehr Informationen und eine Leseprobe auf der Webseite des Verlags