...liest gerade "Der Kult" von Marlon James

In dem kleinen Dorf Gibbeah ist ein Krieg ausgebrochen. Ein Kampf zwischen Gut und Böse. Zwei selbsternannte Gottesmänner ringen um die Macht und die Menschen. Aber wer ist hier eigentlich gut und wer ist böse?

 

Marlon James hat mich im letzten Jahr mit seinem Roman "Eine kurze Geschichte von sieben Morden" verzaubert. Dieses Jahr wurde sein Debüt neu aufgelegt und man erkennt auch hier schon die Kraft seiner poetischen Worte.

 

Doch dieser Roman ist anders. Es ist ein seltsames Dorf, dieses Gibbeah, mit seltsamen Vorgängen. Ein bildreicher Kampf wird aufgeführt, beinahe filmisch in Szene gesetzt, mit teilweise derben Worten und Handlungen, die einen den Magen umstülpen. Die Gesellschaft pendelt irgendwo zwischen archaisch-barbarisch und bibelfromm und schlägt immert wieder zu einer Seite aus. Zudem wird sie durchsetzt von Wundern und Magie, die sich scheinbar alltäglich ereignen.

 

Es ist beinahe magischer Realismus, den Marlon James hier heraufbeschwört. Und dennoch durchleuchtet er zwischen den Zeilen auch aktuelle Themen, besonders den Fanatismus, der durch Worte entzündet werden kann und im Namen der Religionen geheiligt wird. Es geht um die Verführbarkeit von Massen, um Aufwiegelung und Verblendung, deren Kräfte sich in Gewaltorgien entladen können.

 

Vielleicht nicht für jedermanns Geschmack geeignet, ist der Roman dennoch einzigartig in seinem bildreichen Feuerwerk.

 

 

Marlon James: Der Kult

Roman

Gebunden, 288 Seiten

München: Wilhelm Heyne Verlag 2018