...liest gerade „Augustus" von John Williams

Denkt ihr auch immer so oft an das Römische Reich?

Nein?

Na gut, ich auch nicht, aber manchmal schon, besonders wenn ich ungemein spannende Bücher dazu lese, zB „Augustus“ von John Williams.

 

Anhand von Briefen, Memoiren, Tagebucheinträgen, Schmähschriften, Gedichten, Erlassen, Protokollen, Petitionen und vielen anderem malt John Williams ein buntes und lebendiges Bild des Römischen Reiches zu Zeiten Kaiser Augustus, in denen die Republik durch Korruption und Vetternwirtschaft an ihr Ende gelangt war und der erste Kaiser aus den Bürgerkriegen hervorging.

 

Zugleich kreisen die Aufzeichnungen um die Person des jungen Augustus, der unverhofft die Nachfolge Cäsars übernimmt, sich gegen innere und äußere Feinde zur Wehr setzt und das Reich schließlich mit Hilfe seiner Jugendfreunde unter seiner Alleinherrschaft eint. Dabei stellt sich bei all der Menschlichkeit, die Augustus im Roman auszeichnet, diesem hadernden und einsamen Menschen, stets die Frage, ob er eigentlich Versöhner und Wohltäter des römischen Volkes war, der nur zugunsten seiner Heimat handelte, oder ob er die Macht, die ihm zufiel, klug ausnutzte und ausbaute, um zum ersten Diktator zu werden, zum ersten Cäsar.

 

Aufgebaut wie ein antikes Drama, bevölkert mit lebhaften und plastischen Menschen voller Begierden, Wünschen, Träumen und Handlunsgmotivationen, nahm dieser Roman schon vor Jahren vorweg, was heute als Geheimrezept von Netflix Produktionen gilt. Denn all das, was Netflixserien so erfolgreich macht, findet man schon hier: Intrigen, Komplotte, innere Zerrissenheit, überraschende Wendungen, Morde und Freundschaften, die zerbrechen.

 

Also vergesst Netflix und lest diesen Roman!

 

„Augustus“ wurde übrigens 1973 mit dem National Book Award ausgezeichnet und das völlig zurecht, wie ich finde!

 

 

 

John Williams: Augustus

Roman

Taschenbuch, 480 Seiten

dtv Verlag, München 2017