...liest gerade "Wie hoch die Wasser steigen" von Anja Kampmann

Sie sind Freunde, ein ungleiches Paar zwar, dieser Matyás und Waclaw, doch sie halten zusammen. Seit Jahren arbeiten sie gemeinsam auf Ölplattformen, bohren im Meer vor Mexiko genauso wie vor Spanien. Sie spenden sich Halt in einer rauen Welt, die sich anscheinend vor beiden verschließt.


Als Matyás plötzlich verschwindet, mitten auf der Plattform, gibt es nur eine furchtbare Erklärung: Das Meer muss ihn verschluckt haben. Fortan ist für Waclaw nichts mehr, wie es war. Er schmeißt den Job, irrt durch halb Europa, getrieben und ruhelos, bis in seine alte Heimat mitten im Ruhrgebiet. Er begibt sich auf eine Suche. Nur wonach? Nach seiner Vergangenheit? Nach Halt? Nach Sinn? Nach Milena?

 

Kampmann hat dieses Jahr ihr Prosadebüt vorgelegt, ein Roman, zersetzt von Melancholie und Schwere. Denn was macht man, wenn man nirgends mehr Halt findet in dieser Welt, wenn alles weggespült scheint, was einen hielt, was einen band? Was macht man, wenn man nirgends mehr hin zurück kann, sondern alle Wege gekappt sind? Wenn es soetwas wie Heimat nicht (mehr) gibt?

 

Besonders der sachliche, sterile und unsentimentale Ton, der trotzdem poetisch wirkt, wird hochgelobt und so wurde der Roman auch für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

 

Doch manchmal findet man einfach nicht in eine Geschichte hinein. Nicht in die Personen, nicht in die Handlung, nicht in den Erzählton. Und so erging es mir mit diesem Roman. Der bildhaften Vergleiche waren für mich zu zahlreich, der Erzählton zu holprig, zu steril, die Geschichte zu sprunghaft, die Schwere zu bleiern, die Handlung zu arm.

 

Und so sind Geschmäcker denn anscheinend doch verschieden.

 

 

Anja Kampmann: Wie hoch die Wasser steigen

Roman

Gebunden, 352 Seiten

München: Hanser Verlag 2018