Doch an seiner Seite ist nicht mehr die Frau, die er einst liebte.
An seiner Seite ist eine junge Unbekannte aus Afrika - eine Geflüchtete.
Sie wird gesucht. Ganz Italien sucht nach ihr, auch wenn niemand weiß, wie sie aussieht, allein: sie soll betörend schön sein. Seitdem ein Foto von ihr gemacht wurde, das nach der Entwicklung nur afrikanisches Land zeigte, ist sie die mysteriöse Frau, die jeder sehen will, die jeder finden will. Eine Attraktion, nach der in Presse und Fernsehen gefahndet wird.
Er findet sie schließlich, einsam und verlassen auf einem Parkplatz, und nimmt sie mit auf seine Tour. Zusammen fahren sie durch Italien, halten sich stets im Verborgenen. Während sie aber nur zu ihrem Cousin nach Rom möchte, um endlich in Europa anzukommen, möchte er seine alte Liebe vergessen – und verliebt sich erneut. Doch wer ist diese Schönheit wirklich? Was verbirgt sie? Und was will er von dieser jungen Frau?
Glück – Liebe – Heimat – wo sind sie zu finden? Kann man sie überhaupt finden?
Schwere Themen, die der Roman verhandelt…und dabei krachend scheitert.
Ich hasse den Begriff des alten weißen Mannes, setzt er der möglichst genauen Ausdifferenzierung unserer Zeit doch eine plumpe Pauschalisierung entgegen. Aber ich muss gestehen: Dies ist der Roman eines alten weißen Mannes.
Zunächst wirkte er wahrlich erfrischend auf mich, schwimmt er doch mit seiner altbackenen Erzählweise gegen den Strom der Zeit. Doch je weiter ich las, desto eintöniger wurde die Erzählung rund um verflossene Lieben und neu erwecktes Begehren.
Gleich drei Liebschaften werden auf altbekannte Weise verhandelt, die selbst mich - immerhin mittelalter weißer Mann - anödet. Hier strahlt der alte weiße Mann nochmal in seiner ganzen Pracht, wenn er sein Leben retrospektiv betrachtet und sich auf seine alten Tage in eine junge Frau verliebt.
Mit einer diffusen Erwartung las ich immer weiter, erhoffte noch irgendeinen Wendepunkt, irgendetwas Unerwartetes, aber ich wurde hoffnungslos enttäuscht.
Bodo Kirchhoff: Bericht zur Lage des Glücks
Roman
Hardcover, 680 Seiten
Frankfurter Verlagsgesellschaft, Frankfurt 2021