Tecum sunt quae fugis.
Das müssen auch Dante, Mimi, Novelle und Rufus einsehen.
Doch als sie sich öffnen, gewinnen sie mehr, als sie je zu träumen wagten.
Es ist Dantes zweite Saison in dem Hotel am Meer. Immer noch träumt er von dem Sprung, der ihn von der Last des Lebens befreit hätte, aber doch nicht wagte. Sieben Jahre sind seitdem vergangen, sieben Jahre, in denen er umherirrte und schließlich an den Strand dieses Hotels gespült wurde.
Des Lebens Wogen trugen auch Mimi, Novelle und Rufus an ebendiesen Strand, in ebendieses Hotel. Mit einem gemeinsamen Ausflug auf die nahgelegene Robbeninsel wird jedoch plötzlich ein neues Kapitel in ihrer aller Geschichten aufgeschlagen. Denn als sie zurückkehren und Polizisten erspähen, die vor dem Hotel jemanden zu suchen scheinen, begeben sie sich auf eine Reise, die ihr Leben verändern wird.
Mit „Das perfekte Grau“ hat Salih Jamal einen sehr poetischen, einfühlsamen und durchaus wahren Roman geschrieben, einen Roadtrip, der die Zerbrechlichkeit des Lebens gefühlvoll vor Augen führt. So unterschiedlich die Charaktere auch sein mögen, so vereint sie doch die Flucht. Die Flucht vor der Vergangenheit, die Flucht vor sich selbst und den inneren Dämonen, aber auch die ewige Suche nach Sinn, die Suche nach Heimat, Akzeptanz und vor allem: die Suche nach sich selbst.
Und genau darum kreist der Roman, in dessen Inneren schließlich die Freundschaft aufblitzt. In zarten Tönen wird die ständige Reise in diesem Leben zum Erklingen gebracht, jene Reise, an deren Ende man hofft, sich selbst zu finden und endlich diese ewige Leere im Herzen zu füllen. Es geht um die Lust zu fliegen und die gleichzeitige Angst zu fallen, aber auch um die Vergangenheit, jene Geschichte, die sich tief in die Seele eingeschrieben hat und die man nicht einfach wie eine Schneeflocke von sich abschütteln kann.
In vielen Buchblogs mit Begeisterungstürmen gefeiert, mochte ich den Roman trotz vereinzelt zäher Stellen ebenfalls sehr gern. Besonders die poetische Erzählweise sticht aus dem sonst so oft in Werkstätten geschulten Einheitsredefluss heraus.
„Das perfekte Grau“ ist ein wunderbarer Roman, besonders für alle, die Herrendorfs „Tschick“ lieben.
Salih Jamal: Das perfekte Grau
Roman
Hardcover, 240 Seiten
Septime Verlag, Wien 2021