Im letzten Monat habe ich auf der Buchmesse in Freiburg den Lyriker Jakob Leiner kennengelernt, der aus seinem aktuellen Gedichtband „Gewetter“ vorlas.
Der praktizierende Arzt mit besonderem Faible für die Musik gilt als einer der Shootingstars der Lyrikszene. Seit 2016 hat er zahlreiche Gedichte in Zeitschriften, Anthologien sowie in Buchform veröffentlicht, darunter „klein.odien.woche“, erschienen im Brot & Kunst Verlag in der Reihe „Lyrik im Quadrat“, und eben „Gewetter“, erschienen im Quintus Verlag.
Umfasst erster Band noch 7x7 Gedichte „als anhängliche Wegbegleiter, Zeitmesser, Überbleibsel klarer wie verworrener Momente, Talismane – Kleinodien einzelner Tage für jeden anderen Tag“, findet man in „Gewetter“ eine Sammlung aus 52 Gedichten quer durch Deutschland, Europa und die Jahreszeiten, immer zwischen Staunen und Schauen, beschreibend und beobachtend. Nur selten erscheint ein Ich, vielmehr ist der Leser mittendrin in der Beobachtung der Natur, des Wetters und der Umgebung, mal am Rheinufer in Basel, mal auf einem Platz in València, mal an einer Straße in Italien, dann wieder im Parc national des Calaques in Südfrankreich.
Es ergibt sich eine Welt im Wandel, in der Momente das Entscheidende sind, Augenblicke, die eingefangen werden und Spuren hinterlassen, obwohl sie rasch vorüberziehen. Doch aus ebendiesen Momenten entsteht die Welt, die sich um uns herum zeigt, die Schönheit dieses Lebens, die wir erst sehen, wenn wir innehalten und schauen und staunen.
Wer auch einmal staunen möchte, dem seien die Gedichte von Jakob Leiner dringend ans Herz gelegt.
Jakob Leiner: Gewetter
Gedichte
Klappenbroschur, 104 Seiten
Quintus Verlag, Berlin 2022