...liest gerade "Das Ungeheuer" von Terézia Mora.

Es ist immer da. Hängt an ihr wie eine zweite Haut. Es gibt kein Entkommen. Gibt kein Entrinnen. Ihr ganzes Leben wird von ihm bestimmt, von diesem Monster, von diesem Ungeheuer. Schließlich sieht sie nur noch einen Ausweg - und erhängt sich.

 

Darius Kopp, ihr Ehemann, kann es nicht verstehen. Warum hat sie sich das Leben genommen? Nach zehn Monaten der Abschottung hält er es nicht mehr aus und begibt sich auf eine zweifache Reise, immer dabei: die Urne seiner Frau. Er versucht sie zu finden, Spuren ihres Daseins aufzuspüren, fährt mit dem Auto in ihre ungarische Heimat, fährt an Orte der Vergangenheit, um das Unbegreifliche zu verstehen. Zugleich reist er in eine andere Welt, in eine düstere Welt, die die ganze Zeit am Abgrund steht, stets fragil und gefährdet ist. Zehn Jahre war er mit Teodóra verheiratet und erkennt erst jetzt, dass er nichts von ihrem Leben wusste. Auf der Reise entlang des Mittelmeers liest er das Tagebuch seiner Frau und stößt auf Unglaubliches, auf das Ungeheuer ihres Lebens, auf ihre lebensverzehrende, todbringende Krankheit. Auf die Depression.

 

Terézia Mora erhielt für ihren Roman im Jahr 2011 den Deutschen Buchpreis. Mag der Text auch an manchen Stellen nicht leicht zugänglich sein, so ist die Beschreibung der Krankheit, die Leere und Schwärze, die Sinnlosigkeit und der Verlust der Lebensfreude, erschreckend plastisch und damit verstörend dargestellt. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Augenblicke voller Poesie, die die Sprache hervorzaubert und diesen Text zu einem wirklich lesenswerten Roman macht.

 

 

 

Terézia Mora: Das Ungeheuer

Roman

gebunden, 688 Seiten

Luchterhand, München 2013