...liest gerade "Die Einsamkeit der Primzahlen" von Paolo Giordano

Was für ein fantastischer Roman!

 

Wie zwei Primzahlenpaare schwirren Mattia und Alice ein Leben lang umeinander her, sind sich nah und finden doch nie zusammen. Stets steht etwas zwischen ihnen, trennt sie, genauso wie eine Zahl die Primzahlenpaare voneinander scheidet (11/13, 17/19, 41/43 usw.).

 

Beide erleben in ihrer Kindheit einen Tag, der ihr Leben verändert, einen Moment, der ihnen des Rest des Lebens eine Bürde auflädt, die sie niederdrückt. Sie werden zu Außenseitern, flüchten in die Einsamkeit. Mattia entwickelt zunehmend autistische Züge und stürzt sich auf seine Insel, die Mathematik. Alice entwickelt eine krankhafte Magersucht, durch die sie hofft, mehr und mehr zu verschwinden.

 

 

„Er lehnte die Welt ab, sie fühlte sich von der Welt abgelehnt.“

 

Langsam laufen die Geschichten aufeinander zu, umspielen sich und gehen endlich ein paar Schritte gemeinsam, nur um sich schließlich wieder zu verlieren. Denn obwohl da dieses Band ist, das sie aneinander schweißt - in Gedanken, in Gefühlen - finden und finden sie sich nicht.

 

Es ist eine eindringliche, melancholische Geschichte, die Giordano hier erzählt, so ruhig und doch so schwer beladen. So melancholisch, so romantisch und herzzerreißend, und doch ohne Kitsch und Klischees.

 

Diesen Roman muss man einfach lesen!

 

 

Paolo Giordano: Die Einsamkeit der Primzahlen

Roman, aus dem Italienischen von Bruno Genzler

Taschenbuch, 368 Seiten

rororo 2017