...liest gerade "Faserland" von Christan Kracht

Noch eine Zigarette, noch ein Bier, noch ein wenig die Leute angaffen in ihren dekadenten Klamotten, noch ein paar oberflächliche Gespräche führen. Dann die nächste Zigarette, das nächste Bier, das nächste uninteressante Gespräch. Dann endlich weg, die Barbour Jacke schnappen und abhauen. Weiter in die nächste Stadt. Irgendwo einquartieren und erstmal eine Zigarette, dann einen Drink. Und wieder los zur nächsten Party, zur nächsten Zigarette, zum nächsten Bier, zu den nächsten uninteressanten Leuten und immer so weiter und immer so fort...

 

Krachts Roman ist ein witziges und zugleich tieftrauriges Gesellschaftspanorama der Schönen und Reichen in einer untergehenden Epoche. Unter ihnen der namenlose Protagonist, dessen innerer Monolog den Roman füllt und der innerhalb weniger Tage von Sylt über Hamburg, Frankfurt, Heidelberg und München bis nach Zürich gelangt. Überall gibt es die gleichen Partys mit den gleichen langweiligen Menschen. Drogen, Sex, Alkohol und Markenartikel sollen die Leere im Leben füllen, doch man sieht die Brüche, die sich über die Fassade legen und den Körper bald zum Bersten bringen.

 

In diesem Milieu gibt es keine Freundschaften, nur Bekanntschaften. Und wenn man alleine ist, weint man schon mal oder macht seinem Leben gleich ein Ende. Es ist ein Leben, das durch Überfluss zum Überdruss wird. Es ist der Ekel, der einen befällt, der ennui, der einen bestimmt.

 

Und so zeigt Kracht die Oberflächlichkeit der Welt auf, in der nichts heilig ist, sondern alles verloren scheint. Es ist ein witziger und zugleich tief deprimierender Roman, ein Klassiker der deutschen Gegenwartsliteratur und absolut lesenswert.

 

 

 

Christian Kracht: Faserland

Roman

Taschenbuch, 160 Seiten

dtv, München 2002

(Erstausgabe: Kiepenheuer und Witsch, Köln 1995)