...liest gerade "Der Mann mit der Ledertasche" von Charles Bukowski

Vom Aushilfsbriefträger und Alkoholiker zum Romancier.

 

Henry Chinaski schlägt sich durchs Leben. Wechselnde Jobs, wechselnde Freundinnen, wechselndes Glück. Er lebt von der Hand in den Mund. Abends trinkt er sich beinahe bis zur Bewusstlosigkeit.

 

Dann beginnt er als Aushilfsbriefträger. In der Post wird er von den Vorgesetzten schickaniert, muss immer die schwierigsten und dreckigsten Routen übernehmen. Harter Arbeitsalltag und wenig Abwechslung kennzeichnen sein Leben. Mal steigt er aus, verdient Geld bei Pferderennen, mal heiratet er, doch immer wieder kehrt er zurück zur Post, der er nicht zu entkommen scheint und die ihn auffrisst. Eines Tages setzt er sich dann an seinen Tisch und schreibt sein Leben auf.

 

Zugegebenermaßen ist dies mein erster Roman von Bukowski. Geschildert wird das harte Leben des einfachen Mannes im so glorreichen Amerika, eines Menschen zweiter Klasse, der einer stumpfsinnigen Arbeit nachgehen muss und den Vorgesetzten ausgeliefert ist. In solch einem System zählt der Einzelne wenig, dafür herrschen Rassismus, Unterdrückung und Willkür vor.

 

"Der Mann mit der Ledertasche" ist zu einem modernen Klassiker geworden, witzig und erschreckend zugleich. Der Ton ist derb, grob, vulgär und flappsig. Und dennoch mangelt es nicht auch an feinfühligen Szenen, die hin und wieder mal aufleuchten. Was "Faserland" für die Bohème, ist dieser Roman für die Unterschicht - das Spiegelbild einer erniedrigten Gesellschaft, die sich durchschlagen muss.

 

Eine sehr kurzweilige Erzählung, die Lust auf mehr Bukowski macht.

 

 

 

Charles Bukowski: Der Mann mit der Ledertasche

Roman

Taschenbuch, 208 Seiten

Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2004 (Erstausgabe 1971)