
Umberto ist nach Italien gereist. In Bibione, einem Ferienort an der Adria, kennt er sich aus. Er kennt die Hotels und Restaurants, kennt den Strand und das Meer, kennt das Umland und die Menschen, denn hier verbrachte er zahlreiche Urlaube mit seinem Ehemann. Zu zweit genossen sie in dem quirligen Badeort das dolce vita, lachten und tanzten, entspannten und erholten sich - doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal reist er allein, in seinem Gepäck eine erhebliche Menge an Schlaftabletten.
Seitdem sein Mann vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall verstarb, trauert Umberto und findet nicht mehr ins Leben zurück. Dies soll seine letzte Reise werden. Doch immer wieder stören andere Urlaubsgäste seine Einsamkeit und drängen in sein Leben. Ohne es zu wollen, sprechen sie ihn an und verwickeln ihn in Gespräche. Ehe er sich versieht, lässt er sich auf die Menschen ein, geht mit ihnen essen und unternimmt Ausflüge. Doch abends wartet nicht nur die bittere Einsamkeit auf ihn, auch die Tabletten liegen immer griffbereit und verlocken ihn, seinen Qualen ein Ende zu bereiten. Wird er widerstehen können?
Marcello Liscia hat einen ergreifenden Roman über Trauer und Verlust geschrieben. Was hilft in der größten Lebenskrise? Wie kann das Leben weitergehen, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben gerissen wurde? Wie vermag man diese Lücke zu füllen, die sich ausdehnt und einen verschlucken will? Woran soll man sich halten? Wo Sinn, Mut und Kraft schöpfen, wenn alles um einen herum in Trümmern liegt?
Es ist die bewegende Geschichte eines Mannes, der am Rande des Lebens steht und doch nicht wagt zu springen. Ein Mann, der sich weder entscheiden kann, zu sterben, noch zu leben. Es ist aber auch eine Geschichte über den Mut, der Dunkelheit zu begegnen und das Leben zu nehmen, wie es ist. Denn manchmal schafft man es nur weiterzuleben aus Trotz.
„Einmal noch“ ist ein berührender Roman, der die Frage nach dem Leben stellt, ein Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und nur empfehlen kann.

Mercello Liscia: Einmal noch
Roman
Broschur, 272 Seiten
Querverlag, 2024