...flaniert gerade durch den Stiftsbezirk St. Gallen

Zwischen den Schätzen St.Gallens!

 

Der Barocksaal der Stiftsbibliothek ist wohl einer der schönsten der Welt. Hier atmet man Bücher, Geschichten und Leben. Kein Wunder, blickt die Bibliothek doch auf eine über 1000jährige Geschichte zurück. Schon im frühen 8. Jahrhundert gegründet, zählt sie mit ihren historischen Handschriften, die bis ins Althochdeutsche zurückreichen, zu den bedeutendsten Klosterbibliotheken der Welt und gehört heute natürlich zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 

Aber es lohnt sich nicht nur ein Blick in den Saal, sondern auch in den Gewölbekeller, der mit Zeugnissen aus 1400 Jahren Geschichte aufwartet. So findet man z.B. das Evangelium Longum, eine Handschrift aus dem Jahr 895. Auch der Ausstellungssaal erfreut mit Dokumenten und Urkunden aus der Zeit von 700 bis 1000, darunter besonders mit dem einzigartigen Klosterplan von 825.

 

Mein persönliches Highlight stellte allerdings die St. Galler Epenhandschrift dar, eine einzigartige Sammlung von mittelalterlichen Epen, die es so nur einmal gibt und in der sowohl Parzival als auch das Nibelungenlied überliefert ist. Verfasst wurde dieser Schatz wohl in der Mitte des 13. Jahrhunderts.

 

Lang lang ist es her, da durfte ich mich ausführlicher mit dem Nibelungenlied beschäftigen. Meine Abschlussarbeit in Älterer Deutscher Literatur schrieb ich über der Deutschen liebsten Sage. Die St. Gallener Handschrift gilt als eine der drei ältesten Überlieferungen und wird als Nibelungenhandschrift B bezeichnet. Wie andere Handschriften in St. Gallen zählt auch diese zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

 

Ehrfürchtig stehe ich immer vor solchen Zeugnissen, die die Zeiten überdauern, und stelle mir die Mönche vor, die die Handschriften in akribischer Arbeit anfertigten, stelle mir die Menschen vor, die es danach in den Händen hielten und weiterreichten, über die Jahre und Jahrzehnte, stelle mir die Menschen vor, die über die Jahrhunderte hinweg darin blätterten und lasen. Stelle mir auch die Menschen vor, die diese Handschrift in Zukunft noch bestaunen werden, wenn keiner von uns mehr auf Erden weilt.

 

Vielleicht ist das der wahre Schatz des geschriebenen Wortes:

Die Verbindung der Menschen durch Raum und Zeit.

 

 

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