...hört gerade Esther Kinsky zu

Das Friaul, eine italienische Region an der Grenze zu Slowenien.

Eine Region, die sich von den hohen Alpenketten bis zur Adriaküste erstreckt.

Eine Region, die mit den beliebten Strandbädern Lignano und Grado sowie den charmanten Städten Pordenone, Gorizia und Udine aufwartet.

Eine Region, die vor beinahe 50 Jahren so schwer erschüttert wurde, dass die Narben bis in unsere heutige Zeit hineinreichen.

 

Gestern war Esther Kinsky zu Gast im Literaturhaus Freiburg und stellte ihren preisgekrönten Roman „Rombo“ vor. Rombo, das Grollen, das 1976 alles erschütterte, das Grollen, das alles veränderte. Es waren zwei Erdbeben, bei denen fast 1000 Menschen ihr Leben verloren, Zehntausende ihre Häuser und ganze Dörfer unter Schutt und Asche begraben wurden.

 

Kinsky lässt sieben Einheimische zu Wort kommen, in deren Erzählungen das Ereignis rekonstruiert wird. Dabei dreht sich alles um die Erinnerung, aber auch um Märchen, Mythen und Sagen dieser so eigenen Region mit ihrer eigenen Sprache. Die Landschaft selbst tritt ebenso ins Scheinwerferlicht, die Kultur des Friaul wird sichtbar. Und so sind die unterschiedlichen Erzählungen wie Steine, die aufgeschichtet werden und ein Ganzes ergeben, die aber knirschen und jederzeit in sich zusammenfallen können.

 

Kann man Erinnerungen festhalten? Kinskys Antwort auf die Frage ist poetischer Natur: Ja, beantwortet der Roman, man kann, auch wenn sie sich dadurch verändert – durch Benennen und Erzählen.

 

 

Esther Kinsky: Rombo

Roman

Hardcover, 267 Seiten

Suhrkamp Verlag, Berlin 2022