Statt Halloweenparty gab es gestern eine ganz besondere Lesung.
Im Literaturhaus Freiburg stellte Mithu Sanyal ihren in diesem Jahr heiß diskutierten Roman "Identitti" vor, in dem eine berühmte Professorin für Postcolonial Studies, die sich selbst als Person of Color bezeichnet und jegliche Diskussionen über Identität(en) dominiert, als weiß enttarnt wird.
Zusammen mit Oliwia Hälterlein und Hanna Hovtvian sprach die Autorin und Kulturwissenschaftlerin über die indische Göttin Kali als Rolemodel aller Feminist*innen, über Gender, Sex, Race und besonders über Cultural Appropriation, also die Aneignung einer fremden Kultur.
Mit viel Humor setzt sich der Roman mit genau diesen Themen auseinander und ist wahrscheinlich eines der interessantesten und witzigsten Bücher über die erhitzte Debattenkultur unserer Tage. Ein Roman, der unserer Gegenwart den Spiegel vorhält und es deswegen nicht nur auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises gebracht hat, sondern nun auch - trotz aller zuvor gehegten Bedenken gegen den Hype - auf meinen SUB.
Das lag nicht so sehr an den Themen als an dem sehr unterhaltsamen Abend, bei dem das Publikum und auch ich geradezu an den Lippen von Mithu Sanyal hingen, die auf wunderbare Weise Fakten und Fiktion, Geschichte(n) und Wissenschaft(en) miteinander verwebt.
Mithu Sanyal: Identitti
Roman
Hardcover, 432 Seiten
Hanser Verlag, München 2021