Genau zehn Jahre ist es her, da flutete der Arabische Frühling die Erde wie der Nil seine Ufer, und aus dem starren Lehmboden spross plötzlich Leben hervor, das wuchs und gedieh und trug unerwartete Knospen und Blüten zur Schau.
Am 17.03.2011 waren die Langzeitdiktatoren Ben Ali in Tunesien und Mubarak in Ägypten bereits innerhalb weniger Wochen gestürzt und abgesetzt, Gaddafi sollte in Libyen bald ähnliches Schicksal ereilen. Hoffnung lag in der Luft, strömte vom Maghreb zum Maschrek und zurück, Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Freiheit, Gleichheit, Menschenrechte.
Doch am 17.03.2011 geschah auch etwas anderes, etwas, was zur Katastrophe des vergangenen Jahrzehnts führen sollte. An diesem Tage, genau heute vor zehn Jahren, protestierten Menschen in der Stadt Darʿā in Syrien, wo kurze Zeit zuvor zwei Kinder inhaftiert und gefoltert worden waren, Kinder, die ein Graffiti mit der Forderung nach Assads Rücktritt an eine Häuserwand gesprüht hatten. Die Regierungsmacht ging brutal gegen die Demonstrierenden vor und schoss in die Menge. Fünf Menschen starben. Es sollten die ersten offiziellen Toten in einem Konflikt sein, der bis heute andauert und Hundertausende Menschenleben forderte sowie Millionen Vertriebener nach sich zog.
Der 17.03.2011 wird als der Beginn eines Krieges angesehen, der nun in sein elftes Jahr geht, eines Krieges, bei dem die ganze Welt tatenlos zuschaute, wie der Bürgerkrieg eskalierte, wie zahllose Länder sich einmischten, Waffen und Söldner schickten, wie die Fassbomben Assads auf Krankenhäuser, Schulen und Wohnungen niederregneten, wie Chemiewaffen eingesetzt wurden und der sogenannte IS wütete, wie Kurden gegen die Islamisten zunächst aufgerüstet und später fallen gelassen wurden, wie Vetomächte mit ihrer Stimme immer wieder Resolutionen zum Schutze der Zivilbevölkerung verhinderten und wie ein Diktator Stück für Stück mit Hilfe ausländischer Verbündeter das Land zurückeroberte. Und wahrscheinlich wird die Welt auch bald tatenlos zuschauen, wie "der Löwe" wieder mit Handschlag als Mitglied im Staatenbund begrüßt wird.
Heute ist ein Gedenktag für die Opfer des Krieges in Syrien, für die Toten und Hinterbliebenen, für die Geflüchteten und Zurückgebliebenen, für die zerrissenen Familien und einsam Verzweifelten, für die, die alles hinter sich lassen mussten und niemals zurückkehren können, und die, die dort bleiben mussten und innerlich emmigriert sind, für die, die eine neue Heimat gefunden haben, und die, denen dieses Glück in der Fremde verwehrt geblieben ist. Es ist ein Gedenktag für eine ganze verlorene Generation an Kindern.
Aus diesem Grunde sollte heute die Neuauflage meines Erstlings erscheinen. Leider lässt die Veröffentlichung wegen Corona noch wenige Tage auf sich warten.
Was das Geschehen in Syrien mit meinem Buch zu tun hat und mit welchem guten Zweck das verbunden ist, erfahrt ihr, sobald es in den nächsten Tagen erhältlich sein wird.
Solange gibt es eine kleine Verlosung.