...hört gerade Takis Würger zu

Skandalroman oder künstlerische Freiheit?

 

Vorgestern war Takis Würger zu Gast in Freiburg und stellte seinen neuen Roman "Stella" vor. Im Literaturhaus Freiburg gab er im Gespräch mit Torsten Hoffmann Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Romans und ging auch auf die ausufernde Kritik in den Feuilletons ein.

 

Dort wird sein neuer Roman seit Wochen regelrecht zerrissen. Die Kritik entzündet sich insbesondere an der Frage, ob sich Nachfahren der Täter des Nationalsozialismus mit solch einem sensiblen Thema beschäftigen, ihn gar literarisieren dürfen.

 

Was also darf Literatur und was nicht?

 

Für Würger darf sie alles, denn Literatur ist Kunst, und Kunst ist frei. So wählte er für "Stella" ein historisches Thema, bettete es in einen plausiblen Rahmen ein, dessen Recherchen den Autor über Auschwitz bis nach Israel führten, und spann darin eine fiktionale Geschichte.

 

Gerade darin liegt laut Hoffmann die dramatische Ironie des Romans, denn natürlich weiß der heutige Leser mehr über die damaligen Verhältnisse im 3. Reich als die handelnden Personen. Würger selbst gibt sich überzeugt davon, dass sich auch die Nachfahren der Täter mit diesem Thema immer wieder auseinandersetzen müssen, in immer neuen Formen, um Verantwortung zu übernehmen, da es ansonsten, angesichts der bald aussterbenden Generation der Zeitzeugen, bald nur noch das große Schweigen gäbe.

 

Die Veranstaltung war nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern auch erhellend in vielen Punkten der Literaturkritik und Erinnerungskultur.

 

 

 

Takis Würger: Stella

Roman

Hardcover, 224 Seiten

Hanser Verlag, München 2019