...hört gerade Dogan Akhanli zu

Diese Woche war Dogan Akhanli zu Gast im Literaturhaus Köln und hat sein neues Buch "Verhaftung in Granada oder Treibt die Türkei in die Diktatur?" vorgestellt.

 

Eindrücklich hat Akhanli, immerhin seit Jahren deutscher Staatsbürger, den Schrecken beschrieben, den er im letzten Jahr in Granada erleiden musste, als ihn spanische Polizisten wegen eines internationalen Haftbefehls der Türkei festnahmen. In der beengten Zelle platzten plötzlich alte Wunden wieder auf und längst vergrabene Erinnerungen kamen wieder hoch. Die Zeit krümmte sich, wie er sagt und schreibt.

 

Denn bereits 1975 kämpfte Dogan Akhanli gegen das Regime in der Türkei, wurde verhaftet und gefoltert. Fortan und bis heute ist er eine persona non grata, musste immer wieder als politischer Häftling Freiheitsentzug sowie Folter erdulden, auch unter der Herrschaft Erdogans, dessen Fänge bis nach Spanien zu reichen schienen.

 

In seinem autobiographischen Text spannt er deshalb gekonnt den Bogen von dem Dichter Lorca, der am 19.8.1936 durch das Regime Francos in Granada getötet wurde, zu seiner eigenen Gefangennahme 81 Jahre später in derselben Stadt. Faschistoide Diktaturen, so eine der Lesarten, scheint es zu jeder Zeit und an jedem Ort geben zu können.

 

Um sich gegen sie zu feien, plädiert Dogan Akhanli für eine transnationale Erinnerungskultur, die über nationale und ethische Grenzen hinausgeht. Nur so könne man sich gegen Diktaturen wappnen.

 

 

 

Dogan Akhanli: Verhaftung in Granada oder Treibt die Türkei in die Diktatur?

Taschenbuch, 124 Seiten

Kiepenheuer & Witsch, 2018

 

Mehr Informationen und eine Leseprobe auf der Webseite des Verlags